Übers Zieleerreichen und wieso es dabei vielleicht gar nicht so wichtig ist, das Ziel zu erreichen.

31.07.2022
, von Kathi Lehmann

 

 

Ein kurzer Text für alle leidenschaftlichen Visionäre und Idealisten, die es kaum erwarten können, endlich ihre Träume und Ziele zu erreichen.

 

 

 

 

Im Leben durchlaufen wir viele verschiedene Stationen. Haben wir ein Ziel erreicht, wartet auch immer schon das nächste auf uns. Und so hangeln wir uns dann durch den Alltag – von Ziel zu Ziel. Aber wo hangeln wir uns da eigentlich hin? Wo kommen wir an? Und fühlt sich das überhaupt gut an? Also das Hangeln? Oder würden wir, wenn wir mal ganz ehrlich sind, lieber loslassen und zu Fuß weitergehen? Und vielleicht zwischendurch irgendwo ein Eis essen. Oder einen Froyo... oder beides

 

?Für alle, die auch Bock auf einen Froyo haben, gibt es hier ein paar Gedanken zum Thema Ziele erreichen, wieso sich das oft so schwer anfühlt und warum das Ziel dabei vielleicht gar nicht so wichtig ist, wie wir immer denken.

 

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Der Wunsch nach MEHR

 

Es ist schon irgendwie schräg. Den meisten von uns fehlt es im Leben eigentlich an nichts. Wir haben schließlich alle mehr als genug. Geleistet und erreicht haben wir schon viel, genügen tut uns das trotzdem nicht. Denn noch ist unser Leben nicht komplett. Wir sind erst vollständig, wenn wir dieses und jenes noch erreicht haben. Und haben wir dieses und jenes dann erreicht, muss eben wieder etwas Neues her.

 

Und da sind wir dann also. Jagen ein Ziel nach dem anderen, wollen immer weiterkommen, immer mehr, immer höher, immer besser. Zufrieden sind wir noch lange nicht und ausruhen werden wir uns ganz sicher nicht. Stattdessen haben wir Vision Boards und Bucket Lists: wir fahren die harten Geschütze auf, um sicherzustellen, dass wir auch ja immer daran erinnert werden, was uns alles noch so fehlt – also zu unserem ganz großen Glück, meine ich.

 

Unser Ziel, der anzustrebende Endzustand verspricht uns dabei immer ganz besonders gute Gefühle. Er verspricht uns ein besseres Leben, ein neues Ich. Wir sind Idealisten und unser Ziel bringt uns unseren Idealen näher. Und haben wir unser Ziel dann erst einmal erreicht, wird danach alles besser werden – da sind wir uns sicher.

 

 

Wenn das Zieleerreichen zur Pflicht wird.

 

Dieses ständige Streben nach mehr wird uns schon von klein auf beigebracht. Wir wachsen mit einem Bewusstsein für Ziele und Leistung auf. Unser „Erfolg“ bestimmt unseren Wert. Unsere persönliche Leistung bestimmt, wie viel Anerkennung wir von anderen bekommen. Leistungsgesellschaft – so nennt man das. Wer keine Ziele hat, der macht nichts aus seinem Leben.

 

Aber auf diese Weise wird das Zieleerreichen schnell zur Pflicht und unsere Motivation schnell zum Pflichtbewusstsein. Und wenn der Weg, der zu unserem Ziel führt, nur aus Pflichtbewusstsein gegangen wird, dann wird er keinen Spaß machen. Dann wird er wehtun. Dann wird er zur Last und zur Anstrengung. Und wenn dann also jeder Schritt schmerzt, dann werde ich meinen Blick immer starr aufs Ziel richten: DA will ich hin. Zähne zusammenbeißen, durchhalten, bald bin ich da. Im Kopf immer im Morgen, nie im Hier und Jetzt.

 

Und haben wir die Ziellinie dann endlich überquert, wartet dort meist mit wehenden Fahnen die ernüchternde Erkenntnis auf uns. Denn irgendwie fühlt sich ja alles immer noch genauso an wie vorher. Dabei haben wir doch so sehr die Zähne zusammengebissen, nur um plötzlich festzustellen, dass wir immer noch die Alten sind und unser Leben immer noch das Gleiche.

 

Dieses Hochgefühl, der Rausch, den wir uns erhofft haben, der war auch kurz da. Der stand direkt neben der Zufriedenheit. Und die hat uns sogar kurz in dem Arm genommen, weil wir so tapfer waren und so ehrgeizig. Aber so schnell, wie diese Gefühle gekommen sind, sind sie auch wieder gegangen. Was dann übrig bleibt, ist nur noch das Ende – das Ende eines Prozesses. Und wie schade, dass wir uns diesen Prozess so schwer gemacht haben.

 

Aus der Freude darüber, unser Ziel erreicht zu haben, wird dann schnell eine Erleichterung, dass es endlich vorbei ist und wir uns kurz ausruhen können, bevor wir wieder anfangen, das nächste Ziel zu jagen.

 

 

Die kleine Dosis Leichtigkeit

 

Worauf ich also hinaus will – in dieser lauten und schnellen Welt, in der wir leben, vergessen wir manchmal, aus unserem Hamsterrad hervorzugucken. Natürlich haben wir alle unseren Alltag. Und natürlich haben wir alle auch irgendwo unsere Ziele und Absichten. Aber wie wäre es denn, wenn wir unseren Fokus mal verschieben könnten – weg vom Ziel da ganz hinten, hin zu diesem Augenblick hier und jetzt gerade. Wie fühlt sich das an? Ist es leicht oder schwer? Genau hier können wir ansetzen, uns reflektieren und unsere Ziele hinterfragen.

Das, was wir uns immer vom Ziel versprechen, diese große Hoffnung auf Veränderung und Zufriedenheit, vielleicht finden wir ja all das gar nicht hinter der Ziellinie, sondern auf dem Weg dorthin. Vielleicht geht es ja viel mehr darum, diesen Weg achtsam zu gehen.

 

Wir Menschen machen es uns manchmal so schwer. Wir nehmen das Leben so dermaßen ernst, dabei hat doch eigentlich niemand von uns eine Ahnung, wofür wir überhaupt hier sind. Es kann sich jeden Tag alles Schlag auf Schlag ändern. Jeder Moment ist wertvoll und doch verbringen wir unsere Zeit damit, diszipliniert zu sein und auf eine bessere Zukunft zu hoffen.

 

Uns wurde beigebracht, das Ziel wäre wichtiger als der Weg. Aber ich bin der Meinung, wir sollten uns das "Der Weg ist das Ziel"-Wandtattoo, das bei unserer Tante im Flur neben dem "Carpe Diem"-Schlüsselbrett klebt, wirklich mehr zu Herzen nehmen. Denn wenn dieser Weg uns Freude macht, dann werden wir wie von allein einen Fuß vor den anderen setzen und schon irgendwann an unserem Ziel ankommen.

 

Aber viele Wege führen nach Rom. Und manchmal wird aus Rom auch Palermo und aus einem Roadtrip eine Bootstour. Und wenn wir dann noch einen kleinen Abstecher nach Sardinien machen, lernen wir dort vielleicht die Liebe unseres Lebens kennen. Dann tanzen wir in einer Strandbar die ganze Nacht durch, bis unsere Füße wehtun und haben am nächsten Morgen einen Höllenkater, der sich aber mal so richtig gelohnt hat.

 

Und wenn ich dann da so sitzen würde am Strand und mir die Sonne ins Gesicht scheint, dann würde ich jedenfalls erstmal einen Froyo essen gehen.

 

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